38 Vorträge über einen Autor: Bei der "International Pynchon Week" wird der Held der Postmoderne ergründet
Der beste Mann kommt von der Ersatzbank. Eingesprungen ist Douglas Lennark für einen ausgefallenen Redner und spricht - mehr oder minder frei und hinter einem beängstigenden Durcheinander von handgeschriebenen Papieren - fulminant über den Schriftsteller Thomas Pynchon. "Liebe, Transzendenz und wie die Sternlein stehen" könnte der Vortrag heißen, so klar ist das nicht; es ist auch nicht so wichtig, was er sagt, sondern wie er es sagt, atemlos und mit Ehrfurcht vor seinem Idol. "Ich bin vom Fanklub", sagt er zur Begrüßung.
Lennark spricht einen lustigen schottischen Akzent, ist Jahrgang 44 (sieht aber älter aus), hat graue, zu einem Pferdeschwanz gebundene Haare, ein ungesundes Zahnbild und dicke Brillengläser. Er ist ein Freak, einer, der Geburtsdaten und den damit verbundenen astrologischen Konstellationen der Romanfiguren von Thomas Pynchon hinterherstöbert und nicht müde wird, auf die außergewöhnliche Sonne-Uranus-Konjunktion hinzuweisen, unter der Pynchon geboren wurde. "Am achten Mai, am Tag des Genies", sagt er, und der Zuhörer fragt sich eine Sekunde verstört, welche Verbindung wohl dahintersteckt, dass acht Jahre nach seiner Geburt die Wehrmacht kapitulierte.
von Matthias Wulff, DIE WELT, 15. Juni 2008
Wenigstens den Namen des Referenten hätte der Autor richtig recherchieren können. Es handelt sich natürlich um Douglas Lannark, dessen Ausführungen zu Tyrone Slothrops Horoskop man in dem Aufsatz Paperware to Vaporware, The Nativity of Tyrone Slothrop nachlesen kann.
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